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Davoser Agentur & Werkstatt

Patgific, der zauberhafte Trickstoff der Bündner:innen

Als mein Bruder 2010 in ein kleines Dorf in der Surselva names Siat zog, wo primär rätoromanisch gesprochen wird, hörte ich den Begriff «patgific» zum ersten Mal. Ich fragte, was dieses Wort bedeute und ein Freund meines Bruders erklärte mir, dass es keine adäquate Übersetzung dafür gäbe. Seither hörte ich den Begriff immer wieder und dass er für Gemütlichkeit stünde.

 

2017 verliess auch ich die Dreitannenstadt an der Aare und zog mit Sack, Pack und Katze nach Davos. Dank den Bünder:innen, die ich kennenlernen durfte, kam ich auch der Bedeutung von «patgific» auf die Spur und zur Erkenntnis, dass viel mehr dahintersteckt als Gemütlichkeit oder Gemächlichkeit. Ich entdeckte darin einen Trickstoff, den die Büdner:innen anzuwenden wissen und der ihnen Superkräfte zu verleihen scheint.

 

Ich nehme Euch mit auf diese Entdeckungsreise und auf die Suche nach dieser Quelle der Superkräfte und danach, was es mit diesem Trickstoff auf sich hat.

 

Ich kann Euch jetzt schon verraten, wer’s «patgific» mag, der sitzt nicht nur mit einem «Calanda» auf dem «Gutschi» oder «höcklat aifach ufnas Bänkli», weil alles andere zu anstrengend wäre.

 

Mit liebem GR uss

Eure Nadja

Patgific ist aus dem was man findet, etwas Schönes zu zaubern

Manchmal bleibt einfach keine Zeit, um noch einmal ins Dorf zu fahren, um Zucker für den geplanten Kuchen, Dessert beim Bäcker oder Blumen und Material für die Dekoration, die man auf Instagram gesehen hat, zu holen. Dann kann man schimpfen, Dessert oder Deko sein lassen oder es patgific nehmen. Also nicht gleich den Kopf verlieren, sondern diesen in die «Spensa» stecken und schauen ob vielleicht noch Birnel oder Honig da ist, um den Zucker zu ersetzen oder aus dem was da ist ein anderes Dessert zu zaubern oder ganz einfach bei der Nachbarin klopfen.

Patgific ist eine Türe zu öffnen, nach Möglichkeiten Ausschau zu halten, kreativ zu werden und aus dem, was man hat und findet etwas Schönes zu zaubern. Also auch in Eile den Kopf kurz lüften und einen Strauss Kräuter und Wiesenblumen vom Wegrand pflücken oder Tannenbart und abgebrochene Äste sammeln, um daraus eine Dekoration zu zaubern.

Keine Zauberei?

Patgific ist dort zu arbeiten,

wo andere Urlaub machen

«Wenn d’ Bärge im Röckspiegu erschine, denn het dr Heiwäg die fauschi richtig.»

Zu Weihnachten 2016 bekam ich ein Jobangebot in Davos und ein Tag nach meinem 35. Geburtstag zog ich dann in die Alpenstadt.

In einer Bergregion zu arbeiten hat es in sich, unabhängig von der Branche und dem Job, in dem man tätig ist. Administrative Hürden, langwierige Prozesse, wenig zielführender Papierkram, noch weniger zielführende Sitzungen, gestresste Gäste, steile Hänge, Berge von Arbeit, Steine im Weg, sture Böcke, saisonale Schwankungen, Stimmungsschwankungen, Rangeleien, Konkurrenzkämpfe, Arbeitsbedingungen und andere zu meisternden Herausforderungen gibt es auch in den Bergen und die können sehr anstrengend sein und ungemütlich werden.

Was ist dann so patgific am Arbeiten in den Bergen?

Zum einen, dass man nicht bis am Wochenende oder dem nächsten Urlaub warten muss, um runterzufahren und aufzutanken. Wenn man einmal den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, gibt es vor der Haustüre viele Plätze, die einem helfen können, die Perspektive zu wechseln. Zum andern muss man keinen Erlebnissen hinterhereilen. Wenn die Feierabendrunde ein alpiner Trail, die Aussicht aus dem Fenster ein schönes Hintergrundbild und Heimkommen, wie Urlaub ist, kann ein Montag zum Lieblingstag werden.

Das beruhigt, das gibt Kraft, das ist unbezahlbar und das ist patgific.